Gesundung als wissenschaftliche Praxis
„Auch unter Studenten, die bisher eher als „gesunde“ Gruppe galten, seien Erkrankungen der Psyche ein großes Thema geworden. 477.000 Studenten litten daran, umgerechnet sei das etwa jeder
sechste Studierende. „Gerade bei den angehenden Akademikern steigen Zeit- und Leistungsdruck kontinuierlich, hinzu kommen finanzielle Sorgen und Zukunftsängste“, diagnostizierte der Mediziner
Straub.“
„Gesundheit in Deutschland – Jeder vierte junge Mensch hat psychische Probleme“, Andreas Mihm, FAZ, 22.02.2018
„Studierende [lernen] andere Studierende kennen, mit denen sie gemeinsame Interessen entdecken, in Arbeitsgruppen Bücher lesen, diese stundenlang diskutieren. Sie treffen auf Lehrende, die
spannende Seminare anbieten, überraschende Perspektiven bieten, lernen Autoren und Literatur kennen, die herausfordern, Thesen, die verlangen, aufgearbeitet, ergänzt oder widerlegt zu werden.
Dozierende, KommilitonInnen, AutorInnen, Texte, Themen, Thesen, Argumente – das alles elektrisiert, und darüber vergisst man die Zeit. […] Aus solchen Diskussionen entsteht […] ein amor
intellectualis, die Liebe zur Wahrheit, Wahrheitsfähigkeit, die Lust an der Erkenntnis jenseits bloßer Praxisbeherrschung und zerstreuten Wissens.“
„Wissenschaft oder Dummheit? Über die Zerstörung der Rationalität in den Bildungsinstitutionen“, Alex Demirovic, 2015
Was ist der Maßstab des Gelingens? Eine bestandene Prüfung, eine rasch durchgehechelte Übung, eine gute Note?
In der Hetze des (Studien-)Alltags soll gelten: Überall besser sein, um den raren Masterplatz zu erheischen. Studienkollegen werden zu Konkur-renten, die Mitglieder einer Projektgruppe nach
Können und Nutzen ausgesucht, philosophische Fragen über die Welt und ihren Zusammenhang im „Unterricht“ verboten, weil sie die Klausur-vorbereitung stören…?
Dabei können die Möglichkeiten der eigenen Person und Wissenschaft für friedliche Entwick-lung, sinnvolle Arbeit und Mitbestimmung in Hochschulen und Betrieben, die Wiederher-stellung des
Sozialstaats sowie zum Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen neu eingefordert und gemeinsam ergriffen werden.
Stetig steigender Leistungsdruck dagegen macht krank, einsam und verbittert. Doch das Studium muss nicht so sein, wie Alex Demirovic lebendig schildert. Und es liegt an uns, es zu verändern. Wir
sagen Halt!
Wir wollen Studieren – nicht Klausieren!
Ein Hoch auf die Wissenschaft
Das Tempo steigt und wir steigen aus.
Jeden Tag hetzen hält niemand aus.
Wo führt das alles hin?
Verloren gehen Freu(n)de und Sinn.
Wenn dagegen die Wissenschaft,
in voller Blüte und ganzer Kraft,
sich um die großen Fragen sorgt
und ihr Wissen wieder dem Fortschritt borgt,
dann:
schaffen wir Autos, die nicht verschmutzen,
erforschen Medizin, die für alle von Nutzen,
machen Kunst, die zum Nachdenken regt,
bilden Journalisten, die die Wahrheit bewegt,
streiten als Sozialarbeiter für Würde
und nehmen für eine friedlichen Welt jede Hürde.
So klingt das Lied in unserem Ohr,
lasst uns beginnen, wir haben viel vor!
Freiheit und Befreiung
Wir alle haben Bedeutung!
„Die Ausgaben für Bildung und Forschung werden nicht erhöht, stattdessen fließt mehr Geld in den Verteidigungsetat. Das ist das Ergebnis der Haushaltsdebatte im Bundestag. Im
Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD waren noch andere Prioritäten vereinbart worden.“
Christiane Habermalz, „Keine Mehrausgaben für Bildung und Forschung“, Deutschlandfunk, 18.05.2018
„Die Souveränität, über die gesellschaftliche Entwicklung kollektiv bestimmen zu können, ist die Grundlage einer demokratischen Gesellschaft. Mit der „Schuldenbremse“ wird der Allgemeinheit
dieses fundamentale Recht abgesprochen – nicht nur in Griechenland. Solange die Entscheidungshoheit über die Verwendung öffentlicher Mittel den demokratischen Institutionen entzogen ist,
begünstigt das „Politikverdrossenheit“, autoritären Ungeist und extremistische Konkurrenzideologie. Mit der Verwirklichung der Grund- und Menschenrechte und dem Grundgesetz hat diese Politik
nichts zu tun.“
Hamburger Manifest gegen Austerity, Beschluss des StuPas der Uni Hamburg, 26.09.2017
Die finanzielle Abhängigkeit der Wissenschaft, Forschung und großer Teile des Hochschulbetriebes von Dritt-mitteln ist politisch gewollt. Dafür wurde der Anteil der Grundfinanzierung am
Gesamtbudget der Hochschulen in den letzten Jahren sukzessive abgesenkt. Alle sollen sich dem Wettbewerb unterwerfen und sich meistbietend verkaufen.
Wenn wissenschaftliche Tätigkeiten jedoch an den Meist-bietenden versteigert werden, geht die Bedeutung der Lehrenden und Lernenden für eine positive Entwicklung der Gesellschaft flöten. Nach der
Befreiung vom Faschismus wurde gegen eine solche Verzweckung der §5 „Freiheit von Wissenschaft, Lehre und Forschung“ ins Grund-gesetz geschrieben. Er ist eine direkte antifaschistische
Konse-quenz dafür, dass nie wieder Hochschulen für die Legitimation von Unterdrückung und Beteili-gung an Hierarchisierung und Ermordung von Menschen be-nutzt werden dürfen.
Vielmehr können Hochschulen und ihre Mitglieder dazu beitragen, ein aufgeklärtes Menschenbild zu verbreiten, technologische Entwicklung und wissenschaftlichen Fortschritt allen Menschen
zugutekommen zu lassen und sich in Wort und Tat und ihrer jeweiligen Spezifik dafür einzusetzen, eine gemeinsam gestaltete und in Frieden bewohnte Welt zu schaffen. Das erfordert – neben der
notwendigen Öffnung der Modulstrukturen hin zu einem interdisziplinären projektorientierten Studium ohne Restriktionen und Existenzängste – umfassende öffent-liche Finanzierung.
Damit stehen wir nicht allein. Gekürzt wird unter der Doktrin der Austeritätspolitik (Kürzungspolitik, auch „Schuldenbremsenpolitik“) in allen Bereichen des Allgemeinwohls. Statt an dem zu
sparen, was der Mensch zum Leben braucht, müssen die vorhandenen Gelder nicht mehr in Zerstörung, Rüstung und Militär fließen, sondern in Kultur, Bildung, Soziales, Wohnung, Gesundheit und
Infrastruktur. Die Möglichkeiten dafür einzutreten stecken in jedem von uns und in jedem Studiengang. Genau das ist es, was neoliberalen Parteien und Lobby-organisationen wie der
Bertels-mannstiftung (Konzeption von Hartz IV, Ökonomisierung der Hochschulen) Angst macht. Darum versuchen sie uns zu flexiblen Befehlsempfängern zu degradie-ren. Doch gegen das Predigen
Konkurrenz sei ewig, ist Solidari-tät das einzig menschliche Prinzip, ist produktiver, kommunikativer und macht auch mehr Freude und Sinn!
Mit den Worten der Kampagne „international solidarisch: Schluss mit Austerität“: „Die Abschaffung der Schulden-bremse ist eine Wiederherstellung von Demokratie. Diese bedarf kritischer,
aufgeklärter, kultivierender, anspruchs-voller, solidarisch denkender und kooperativ verant-wortlich engagierter Menschen. Nehmen wir die Geschichte in unsere Hand!“ (ebenda)
Es gibt an der HAW bereits eine aktive Gruppe, die Kampagne auch hier voranzubringen und zu verbinden mit einem umfangreichen Studienreformprozess. Meldet euch und mischt euch mit ein!
Einige Aufgaben des Hochschulsenats:
Relevante Themen waren im vergangenen Semester unter anderem:
Diskussion um duale Studiengänge, Haushalt (z.B. Abbau v Rücklagen), Rahmenprüfungsordnung/Allgemeine Studien- und Prüfungsordnungen (APSO), Bezahlung von studentischen Hilfskräften und
Tutor*innen, Promotion(srecht) an der HAW, Digitalisierung und Weiterbildung.
Alles auszuführen würde den Rahmen sprengen, daher wollen wir beispielhaft auf zwei Themen eingehen:
1. Senat, Behörde und Unternehmen machen der HAW Druck duale Studiengänge einzurichten. Wir setzen uns weiter dafür ein, dass nicht Unternehmen oder andere externe Organisationen (z.B.
Handelskammer) über Studieninhalte und Form bestimmen. Wissen-schaftliches Studieren im Sinne der Allgemeinheit steht in grundsätzlichem Widerspruch zu jeglicher Profitorientierung.
2. Wir setzen uns für ein projektorientiertes Studium ein, in dem wir anhand aktueller gesellschaftlicher Herausforderungen interdisziplinär und als gemein-same Angelegenheit von Studierenden und
Lehren-den praktisch forschend lernen. Das kann perspekti-visch und schneller als gedacht auch Noten, Klausuren und ähnlich kurzsichtige Prüfungen überflüssig machen.
Wollt ihr mehr erfahren, sprecht uns gerne an!
Demokratiebildung
Programmatisches zu den Wahlen zum Fakultätsrat W&S und zum Departmentrat Soziale Arbeit
Wo stehen wir?
Die „unternehmerische Hochschule“ ist gescheitert. Der Plan von Bertelsmann und Co., Handelskammer und den neo-liberalen Parteien geht nicht auf. Seit Ende der 1990er, Anfang der 2000er Jahre versuchen sie die Hochschulen ihrem Diktat aus Restriktionen, Ver-wertungsmechanismen und Demokra-tieverboten zu unterwerfen. Doch Lehrende und Studierende wollen ge-meinsam arbeiten statt gegeneinander. Wir wollen Wissenschaft betreiben statt Profitgelüste zu erfüllen. Wir wollen gesellschaftlich wirksam sein, statt für Klausuren zu pauken.
Wir befinden uns in einer Übergangs-phase.
Noch engen uns die separierten Modul-häppchen in unserem Wissenshunger ein, noch ist die Projektwoche die Ausnahme, die mit der Möglichkeit von Projektstudium zur Regel werden kann, noch sind die Hierarchien zwischen Studierenden und Lehrenden nicht vollständig abgebaut, noch werden die Seminarinhalte zu selten gemeinsam geplant. Noch!
Wir sind auf einem guten Weg
Mit der Reform des Hamburgischen Hochschulgesetzes 2013 haben tau-sende Protestierende z.B. erreicht, dass die zuvor verbotenen Departmenträte wieder als legale Gremien mit Be-schlusskompetenzen existieren dürfen. Prompt richtete die HAW diese auch wieder ein.
Hier ist nun auch Raum, politisch Einfluss zu nehmen, bezogen auf die Weiterentwicklung des Fachbereichs, von Hochschule, Stadt, Land und Welt.
Wie weiter?
Demokratisierung und -bildung sind unverzichtbar. Es geht heute auf ganz neuem Niveau darum, die Verfügung über die gesellschaftlichen Beding-ungen (zurück) zu erlangen. Unter-drückung und Bedeutungslosigkeit, von rechten Bewegungen und Parteien ausgenutzte Perspektivlosigkeit über-winden wir nur gemeinsam - im Streit für menschenwürdige Lebensbeding-ungen für alle.
Unser Demokratisierungsprozess an der Hochschule kann Vorbild für alle gesellschaftlichen Bereiche sein.
Fakultätsrat
Einige Aufgaben des Fakultätsrats:
Einige relevante Themen waren im vergangenen Semester:
Wahl der neuen Dekanin Frau Lohrentz, Diskussion um „Duale Hochschule in der HAW“, Forschungsrichtlinie, Systemakkreditierung und das Thema Weiterbildung.
Alles auszuführen würde den Rahmen sprengen, darum gehen wir beispielhaft auf folgende Themen ein:
Wollt ihr mehr erfahren, sprecht uns gerne an!
Departmentrat
Einige Aufgaben des Departmentrats:
Hier ein Ausschnitt der Themen, die auf der Departmentkonferenz/ dem Departmentrat diskutiert wurden und werden:
Die Soziale Arbeit kann als Wissenschaft zur Überwindung der sozialen Ungleichheit beitragen. Wir alle können uns dafür einsetzen, dass Menschen ihre Lebensbedingungen und -umstände in ihrer Gewordenheit erkennen und verändern lernen. Schließen wir uns zusammen – für Wissenschaft in gesellschaftlicher Verantwortung, die Bildung mündiger Persönlichkeiten und ein projektorientiertes, interdisziplinäres Studium!
Wir kandidieren als Liste SDS HAW
zum Department- und Fakultätsrat
Außerdem kandidieren wir als hochschulweite Liste zum Hochschulsenat.
Wir treffen uns jeden Montag um 18 Uhr im Raum 0.15 in der Alexanderstraße – alle sind herzlich willkommen!
Wahlen zum Hochschulsenat und zu den
Fakultäts- und Departmenträten
5. bis 7. Juni 2018
An allen Standorten der HAW Hamburg